Juni 2001 Der Bayerische Rundfunk recherchiert zu einer Schlägerei in Münchens Zenettistraße, deren Haupttäter bereits im Januar 2001 auf dem Haus der Burschenschaft Danubia übernachten konnte, nachdem das Mitglied einer anderen Verbindung ihn in der Nacht dorthin gebracht hatte.

14.06.2001 Günther Beckstein kommt dem anstehenden Bericht zuvor und warnt von sich aus in einer Presseerklärung vor Studentenverbindungen. Die NPD sei drauf und dran, die Hochschulen zu unterwandern; drei bayerischen Burschenschaften wirft er vor, in den vergangen Jahren auch Rechtsextremisten ein Podium geboten zu haben, darunter die Danubia. Den Vorfall „Zenettistraße“ erwähnt er nicht.

15.06.2001 Danubia weist die Vorwürfe Becksteins in einem offenen Brief unter Richtigstellung zurück. Weiter wird dem Minister die tatsächliche parteipolitische Zugehörigkeit der Aktiven vor allem zur Jungen Union der CDU/CSU, aber auch der SPD mitgeteilt.

18.06.2001 Der Bayerische Rundfunk veröffentlicht seine Recherchen zur „Zenettistraße“, verschweigt aber, daß Polizei und Staatsanwaltschaft bereits seit Monaten wissen, daß gegen Danubia kein Verdacht besteht. Die Erklärung des Ministers und der Bericht entfachen im journalistischen Sommerloch eine sich überschlagende Kampagne gegen Studentenverbindungen.

19.06.2001 Danubia stellt in einer Presseerklärung klar, daß zum Zeitpunkt der Übernachtung kein Danube von dem Vorfall in der Zenettistraße wußte. Gegen falsche Presseberichte geht Danubia später mehrfach erfolgreich vor.

19.06.2001 Die HypoVereinsbank kündigt die bei ihr geführten Konten der Burschenschaft Danubia.

21.06.2001 Die Münchner Staatsanwaltschaft bestätigt erneut die Darstellung Danubias und betont, daß gegen die Burschenschaft nicht ermittelt werde. Außerdem stellt sich heraus, daß der Haupttäter der Schlägerei vom Danubenhaus zu einer Polizeistation lief, um sich nach seiner Freundin zu erkundigen. Die zu diesem Zeitpunkt über die Fahndung ebenfalls noch nicht informierten Beamten schickten in jedoch wieder fort.

22.06.2001 Knapp zwei Dutzend Demonstranten fordern auf Initiative der Grünen vor dem Danuben-Haus ein Verbot der Burschenschaft.

30.06.2001 Die Deutsche Burschenschaft weist die Erklärung Becksteins vom 14.06.2001 als „inhaltlich fehlerhaft, unsachlich und tendenziös“ zurück: „Wenn Beckstein aus einer Vielzahl von Referenten einige wenige herausgreift, um anhand dieser seine nicht haltbaren Vorwürfe zu begründen, ist dies unzulässig und unseriös.“ Zur Klärung der Causa Zenettistraße eröffnet die Deutsche Burschenschaft ein innerverbandliches Untersuchungsverfahren gegen Danubia. (siehe Dokumente)

06.07.2001 Der Sprecher Danubias nimmt in einem Interview zu Becksteins Vorwürfen ausführlich Stellung. (siehe Dokumente)

10.07.2001 Eine Sprecherin Günther Becksteins kündigt an, künftig „Strafverfahren“ gegen Burschenschafter einzuleiten, die auf ihren Kommersen das nach ihrer Auffassung „verbotene“ Deutschlandlied singen sollten. Nach massiven Protesten dementiert das Innenministerium; bei dem wörtlichen Interviewzitat handele es sich um ein Mißverständnis. Zeugen bestätigen indes die Aussage der Pressesprecherin. Man habe ihr diese vor Abdruck auch noch einmal vorgelesen.

14.07.2001 Der Bundeskonvent der Burschenschaft Danubia beauftragt eine Kommission von Alten Herren, die Vorwürfe gegen die Aktivitas intern zu untersuchen. Diese nehmen hierzu auch Kontakt mit dem Innenministerium auf.

17.07.2001 Die Grünen fordern die Stadt München auf, die Burschenschaft zu verbieten. Diese sieht hierfür jedoch keine Rechtsgrundlage. Die Studentenverbindung soll nun vom Finanzamt durchleuchtet werden. Nach Androhung gerichtlicher Schritte durch Danubia werden willkürliche Steuernachforderungen fallen gelassen.

August 2001 CSU-Mitglieder und Verbindungsstudenten kritisieren den Innenminister in Briefen und Zeitungsbeiträgen wegen seiner Kampagne und damit verbundener Tatsachenverdrehungen. Ein Beispiel: „Beckstein sagt, daß die Danubia u.a. dem ‚NPD-Funktionär ... Horst Mahler’ ein Forum für verfassungsfeindliche Auftritte gegeben habe. Dies sagt Herr Beckstein, obwohl er weiß, daß zum Vortragszeitpunkt (1998) Herr Mahler noch nicht NPD-Mitglied war. Man merkt die Absicht und geht auf Distanz zum Innenminister des Freistaates. Genauso gut hätte er sagen können, Gerhard Schröder habe dem ‚NPD-Funktionär ... Horst Mahler’ wieder zu seiner Anwaltszulassung verholfen, was Gerhard Schröder vor einigen Jahren tatsächlich getan hat. Das Verhalten von Herrn Beckstein ist intellektuell unredlich und politisch unseriös.“

06.09.2001 Beckstein bleibt bei seiner Haltung und nimmt die aktiven Studenten der Burschenschaft Danubia erstmals in seinen Verfassungsschutzbericht auf. Er kündigt an, diese seien vom Staatsdienst in Bayern künftig ausgeschlossen, wenn sie sich von ihrem Bund nicht klar distanzierten. Der Verbindung soll der studentische Nachwuchs ausgetrocknet werden.

24.10.2001 Vertreter des Altherrenverbandes der Danubia werden im Innenministerium empfangen, ohne daß die erhobenen Vorwürfe hier substantiiert werden. Die Frage, was Danubia denn tun könne, um die Aktivitas wieder aus dem Verfassungsschutzbericht herauszukommen, wird von den Beamten damit beantwortet, daß Danubia geplante Referenten vorab benennen solle. Das Ministerium würde dann mitteilen, ob diese Personen im Ministerium als Rechtsextremisten angesehen würden. Der Vorschlag ist seitens Danubia nicht zu akzeptieren. Es wird lediglich zugesagt, den eigenen Untersuchungsbericht auch dem Ministerium zu übersenden.

15.11.2001 Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge schließt Danubia trotz deren langjähriger Unterstützung unter Druck vom traditionellen Gedenken zum Volkstrauertag aus. Im Jahr 2003 wird die Entscheidung schließlich wieder korrigiert.

06.01.2002 Beckstein rechtfertigt vor einer Münchner Burschenschaft das Vorgehen seines Ministeriums gegen Danubia. Der Beschluß sei nicht auf Beamtenebene gefällt worden, sondern seine „ureigene politische Entscheidung.“ Beckstein fordert, Danubia zu isolieren.

28.01.2002 Der München-Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung Roswin Finkenzeller kritisiert Günther Beckstein wegen dessen bedenkenlosen Umgangs mit dem Rechtsstaat: „Sollte künftig jemand den Ehrgeiz haben, sich in aller Verfassungsmäßigkeit politisch rechts zu betätigen, würde das von der CSU nicht als lächerlich, dilettantisch, hoffnungslos oder unzweckmäßig gebrandmarkt werden. Wehe dem, der das gleiche sagt, wie Edmund Stoiber ... Becksteins Staatsschützer hätten keine Hemmungen, Neonazismus zu wittern.“

21.01.2002 Der Altherrenverband der Danubia übermittelt dem Innenminister seinen Untersuchungsbericht. Weiter beauftragt er den langjährigen Ausbilder an der Schule des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Extremismusexperten Prof. Dr. Hans-Helmuth Knütter mit der Prüfung der vorliegenden Tatsachen.

14.05.2002 Prof. Dr. Hans-Helmuth Knütter kommt in seinem politikwissenschaftlichen Gutachten zum Ergebnis, daß die vorliegenden Tatsachen den Vorwurf des Extremismus nicht tragen. Aktivitas und Altherrenschaft Danubias weisen den Vorwurf der Verfassungsfeindlichkeit zurück. (siehe Dokumente)

31.05.2002 Die Untersuchungskommission der Deutschen Burschenschaft stellt ihren Abschlußbericht vor und empfiehlt, das Untersuchungsverfahren gegen Danubia ohne Sanktion einzustellen, weil diese sich keines strafbaren Verhaltens schuldig gemacht habe. Der Burschentag nimmt Bericht und Antrag mit großer Mehrheit an.

31.05.2002 Der Münchner Stadtrat beschließt auf Antrag der Grünen, sich für eine Enteignung Danubias einzusetzen. Instrumentalisiert wird zu diesem Zweck das Schicksal einer Münchner Familie, die 20 Jahre bevor die Burschenschaft ihr Studentenwohnheim 1957 schließlich rechtmäßig erwarb, im Rahmen brutaler nationalsozialistischer Judenverfolgung enteignet worden war. Kein Einzelfall in München, doch nur im Fall des Danubenhauses sucht die Münchner Stadtverwaltung nun ein Jahr lang weltweit nach möglichen Erben dieser Familie.

06.06.2002 Obwohl er mündlich und schriftlich immer wieder auf die CSU-Mitgliedschaft vieler Danuben hingewiesen wurde, behauptet Günther Beckstein gegenüber Panorama, das Thema sei für ihn „bisher nicht aufgetaucht“. Beckstein regt Parteiausschlüsse an.

xx.09.2002 Im Halbjahresverfassungsschutzbericht 2002 begründet Beckstein seinen Vorwurf der Verfassungsfeindlichkeit an Danubia mit der Einladung Claus M. Wolfschlags. Dieser hatte im Rahmen eines Vortrages seine an der Universität Bonn angenommene Dissertation über die Gewaltbereitschaft im antifaschistischen Milieu vorgestellt. Beckstein wörtlich: „Die Burschenschaft Danubia zeigt damit weiterhin keine Berührungsängste gegenüber Referenten, die zu einer Verharmlosung des Rechtsextremismus tendieren.“

24.02.2003 Der Stuttgarter Burschenschaft Hilaritas gelingt es als Vorsitzender der Deutschen Burschenschaft persönlich im Innenministerium vorstellig zu werden. Auch in diesem Gespräch werden die Vorwürfe gegen Danubia nicht substantiiert. Die Vertreter der Deutschen Burschenschaft machen deutlich, daß sie das Vorgehen gegen Danubia für „willkürlich“ halten.

22.06.2003 Die Münchner Grünen fordern erneut die Enteignung der Burschenschaft. Ihr Haus müsse der Jewish Claims Conference in Frankfurt übergeben werden. Deren Sprecher stellt jedoch klar, daß diese keinerlei Ansprüche gegen Danubia erheben werde.

10.09.2003 Nach anhaltender Kritik am deutlich verschobenen Einordnungsraster des Ministeriums und dessen Beweisführung im Halbjahresbericht 2002 verzichtet Günther Beckstein seit 2003 darauf, die fortgesetzte Erwähnung Danubias im Bericht zu begründen.

13.02.2005 Vor dem Haus der Burschenschaft Danubia werden in einem Campingbus demonstrativ Geheimdienstkameras aufgestellt. Die über 100 Gäste und Referenten der Bogenhausener Gespräche lassen sich von der Einschüchterungsmaßnahme nicht beeindrucken. Prof. Dr. Ernst Nolte attestiert Danubia vielmehr „große Verdienste um die bedrohte Meinungsfreiheit“, die polnische Botschaft lobt eine „hochkarätig besetzte Konferenz“. (siehe Dokumente)

21.02.2005 Nach über 20 Jahren gehen die Pächter der auf dem Danubenhaus betriebenen Vereinswirtschaft in den verdienten Ruhestand. Die Mitteilung, daß der Betrieb mit neuem Pächter unverändert fortgeführt wird, veranlaßt die Grünen nun ein Verbot der Gastwirtschaft zu fordern. Die Stadt München sieht hierfür keine Möglichkeit.

06.03.2005 Drei Jahre nach seiner Ankündigung, sich um den Parteiausschluß junger Danuben aus der Union zu kümmern, gibt sich Günther Beckstein gegenüber dem Bayerischen Rundfunk erneut erstaunt über deren langjährige Parteipräferenz. Er regt wiederum Parteiausschlüsse an.

08.04.2005 Günther Beckstein muß verlautbaren, daß bei Danubia „rechtsextremistische Aktivitäten im Jahr 2004 nicht feststellbar“ waren. Dennoch bleibe die Burschenschaft im Bericht erwähnt und „weiterhin unter Beobachtung“. (siehe Dokumente)

28.04.2005 Die Bogenhausener Stadtbezirksverwaltung erklärt, daß sie Danubia „gerne aus dem Stadtbezirk verbannen“ würde, hierfür jedoch „derzeit keine rechtliche Handhabe“ besitze. Sie beschließt, die Verbindung sei „unerwünscht“.

11.07.2005 Danubia wird mit fingierten Polizeianzeigen unter Druck gesetzt. Der „Bayerische Defiliermarsch“ wird als „Horst-Wessel-Marsch“, das unter süddeutschen und österreichischen seit über 100 Jahren übliche Zuprosten mit „Heil Danubia!“ und „Heil Brixia!“ als Hitlergruß denunziert; Pfadfinder- und Studentenlieder sollen vermutlich verbotenes Gegröle gewesen sein. Die Falschanzeigen halten einer Überprüfung nicht stand. (24.09.2005)

13.07.2005 Das Innenministerium muß auf eine SPD-Anfrage im Landtag mitteilen, daß in den Jahren 2003 und 2004 zu Danubia „ebenfalls keine nennenswerten Erkenntnisse über den Auftritt von Personen, die dem Rechtsextremismus zuzurechnen sind, angefallen“ sind. Dennoch bleibe Danubia im Bericht und unter Beobachtung. (siehe Dokumente)

07.12.2006 Günther Beckstein läßt Journalistenanfragen zum Fall Danubia vier Wochen lang prüfen, verweigert dann aber deren Beantwortung.

01.06.2007 Der ehemalige Bonner Spitzenbeamte Dr. Hans Merkel gründet in München die „Initiative Akademische Freiheit“ und skandalisiert das Berufsverbot gegen Jung mit einem Appell an den bayerischen Innenminister. Über 3.000 Bürger, darunter zahlreiche Beamte und Hochschulprofessoren unterzeichnen später den Appell.

02.06.2007 In Eisenach schließen sich die über 400 Vertreter von 120 Studentenverbindungen den Forderungen der „Initiative Akademische Freiheit“ auf Aufhebung des Berufsverbots gegen Jung und Streichung der Burschenschaft Danubia aus dem Verfassungsschutzbericht an.

04.07.2007 Die Burschenschaft Danubia gewährt Minister Beckstein eine letzte Frist, um sie aus Verfassungsschutzbericht und Liste zu streichen, bevor gerichtliche Hilfe gegen die rechtswidrige Praxis in Anspruch genommen wird.

24.09.2007 Am Rande eines „Tags der offenen Tür“ werden vier junge Danuben von Beamten des Innenministerium unter dem Vorwand eines angeblichen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz verhaftet, als sie den an Beckstein gerichteten Appell der „Initiative Akademische Freiheit“ verteilen wollen. Das gegen sie eingeleitete Strafverfahren wird durch die Staatsanwaltschaft kurz darauf eingestellt, weil ein Verstoß gegen das Versammlungsgesetz offensichtlich nicht vorlag. Beckstein selbst betont auf eine Bürgeranfrage, er werde sich im Fall Danubia allenfalls einem Gerichtsurteil beugen.

04.10.2007 Nachdem Hunderte Bürger beim Innenministerium um Aufklärung der Gründe für das Berufsverbots und die Stigmatisierung Danubias bitten, läßt Beckstein die Bürgeranfragen mit einem einheitlichen Standardschreiben abbügeln, ohne hierbei konkret auf die einzelnen Fragen auch zahlreicher CSU-Mitglieder einzugehen.

18.12.2007 Nachdem das nun von Joachim Herrmann geführte Innenministerium sich weiter weigert im Fall Danubia einzulenken, erhebt die Burschenschaft Klage vor dem Münchner Verwaltungsgericht (siehe Dokumente).

17.03.2009 Bayern führt Danubia im aktuellen Verfassungsschutzbericht nicht mehr auf.